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Schön, schöner, Schenna

Bauherr und Projektleiter Germar Gluderer sowie Architektin Silvia Boday verraten uns im Interview Details zum 2018 verwirklichten MPREIS Markt in Schenna, Nähe Meran. Das Projekt ist sowohl ein architektonisches als auch künstlerisches Highlight, wobei zugleich die optimale Verbindung von Nahversorgung und Wohnbau geschaffen wurde. Einen besonderen Hingucker ergeben die außergewöhnlichen Lichtinstallationen im Eingangsbereich, welche in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Künstler M.A. Mayr entstanden sind.


Herr Gluderer, wie ist es dazu gekommen, dass Schenna einen MPREIS bekommen hat?
Unserer Firma G&G Projektmanagement hat schon für den Markt in Vahrn mit MPREIS zusammengearbeitet. Das war eine sehr positive Erfahrung. Wir wissen, dass man bei MPREIS auf Qualität und einen guten Dialog zählen kann. Als es galt, für das Grundstück in Schenna ein Projekt zu entwickeln, schien es uns sehr sinnvoll, in den Wohnbau einen Supermarkt zu integrieren. Schenna liegt ja relativ weit oberhalb von Meran und im Ort gab es vorher nur ein relativ kleines Geschäft im Zentrum, wo außerdem kaum Parkplätze zur Verfügung standen. 

Wie wurde das Projekt angenommen?
Ich glaube heute sind viele Einwohner von Schenna sehr froh über diese Einkaufsmöglichkeit im Ort. Für viele ist jetzt ein Einkauf zu Fuß möglich, aber auch die Parkplatzsituation konnte sehr gut gelöst werden. Das war auch technisch nicht einfach, im Dorf ist ja der Raum recht eng und es handelt sich um eine steile Hanglage, da war auch die Statik eine Herausforderung. Insgesamt haben wir in der Wohnanlage eine moderne und für die Gegend eher unkonventionelle Wohnform geschaffen. Das war natürlich für den einen oder anderen etwas Neues. Aber die Bewohner haben rasch gemerkt, wie praktisch es ist, wenn der Supermarkt sozusagen vor der Haustür liegt. Die beiden Funktionen des Wohnens und Einkaufens sind trotz der Nähe sehr gut getrennt. Die Gestaltung des Supermarktes durch Silvia Boday mit den künstlerischen Interventionen von M.A. Mayr hat dann noch ganz besondere Akzente gesetzt.

Frau Boday, in Schenna haben Sie bereits Ihren dritten MPREIS Supermarkt realisiert.
Das stimmt. Genau genommen wäre es der vierte Markt gewesen. Es tut mir heute noch leid, dass das wirklich außergewöhnliche Projekt in Meran damals nicht umgesetzt werden konnte. Auch dort handelte es sich um eine Verbindung mit einem Wohnbau. Die Gemeinde wollte das Projekt unbedingt und engagierte sich sehr dafür. Am Ende scheiterte es daran, dass der mit dem Bau der Wohnungen beauftragte Bauträger Konkurs anmelden musste. Dass wir jetzt in der Nachbargemeinde Schenna ein selbst für MPREIS ungewöhnliches Konzept umsetzen konnten, ist eine schöne Entschädigung.

Sie stammen selbst aus Meran, leben aber schon lange in Innsbruck. Für den Markt in Schenna haben Sie mit dem Südtiroler Künstler Manfred Alois Mayr zusammengearbeitet.
Die Geschäftsführung wollte eine besondere künstlerische Intervention. Da habe ich sofort am M.A. Mayr gedacht, dessen Arbeit ich sehr schätze und der schließlich auch aus der Region kommt. Er hat sehr unkonventionelle Ideen, verliert aber nie den Bezug zur Umgebung. Wenn man am Parkdeck ankommt, sieht man gleich eine auffällige Brüstung. Sie wurde aus konventionellen, vorgefertigten Verkehrsschildern in reflektierenden Farben konstruiert. Diese Rautenform wird aber in der Gegend seit Jahrhunderten in Holzkonstruktionen verwendet. Ein aufmerksamer Beobachter wird sie in den alten Häusern in der Umgebung wiedererkennen und auf Einheimische wirkt sie vielleicht unbewusst vertraut. Schon von außen verweist dann eine skurrile Lichtinstallation mit einem verkehrt an die Decke montierten Einkaufswagen auf den darunterliegenden Supermarkt. Beim Betreten geht die Entdeckungsreise weiter. Gleich am Ende der Stiege wird man von einem überdimensionalen Stickmuster empfangen, das auf eigens angefertigten Fliesen sehr reizvoll dreidimensional umgesetzt ist. Dann übernehmen die Waren die Hauptrolle, man ist eingetaucht in die MPREIS Welt. 

Mein Vater, der selbst in den 60er Jahren in Stuttgart Architektur studiert hat, hat den Markt als „Lebensmittelboutique“ bezeichnet. Dieser Ausdruck gefällt mir sehr gut.

Silvia Boday, Architektin

Was waren die besonderen Herausforderungen bei diesem Projekt?
Wie gesagt handelt es sich um eine Verbindung von Nahversorgung und Wohnbau. Schenna liegt oberhalb von Meran, man hat eine wunderbare Aussicht auf die Stadt, das Tal und die umgebenden Berge. Wir haben also eine Hanglage mitten im Dorf, es ist relativ eng und das Gebäude ist stark von Stiegen durchdrungen. Gleichzeitig war die Funktionalität zu beachten. Da muss man schon mit vielen Faktoren jonglieren. Bei den beiden Bauträgern trafen Welten aufeinander. Beim Wohnbau lag eine ganz andere Motivation vor wie bei MPREIS, einem Unternehmen, das viel Wert auf Nachhaltigkeit sowie eine spezielle Ästhetik und Atmosphäre legt. Die Preise für Wohnraum liegen in Südtirol zum Teil sogar noch höher als in Nordtirol. Da gibt es natürlich einen starken Drang zur Gewinnoptimierung.

Wie haben Sie diese komplexen Probleme gelöst?
Bei mir ist schnell ein inneres Bild des Raumes in seiner Dreidimensionalität entstanden. Ich konnte sowohl die Schwierigkeiten als auch das Potenzial erkennen, was gerade bei diesem Projekt wichtig war, um gute Lösungen zu finden. Ich wollte eine Großzügigkeit, Offenheit und Ruhe erreichen, die den Einkauf zu einem möglichst stressfreien Erlebnis macht. Gerade in Italien merke ich immer wieder, wie nervös mich konventionelle Supermärkte machen. In Schenna kommt der Kunde auf dem ebenerdigen, offenen Parkdeck an und geht dann über eine Treppe ins Untergeschoß. Gleich rechts von der Treppe liegen die Kassen und dahinter haben wir ein sehr großes Panoramafenster mit Blick auf das Etschtal eingefügt. Eine Mitarbeiterin an der Kassa sagte mir, dass es sich überhaupt nicht so anfühle als wäre man im Untergeschoß. Das hat mich sehr gefreut und die Lösung bestätigt. Auf der anderen Seite sieht man gleich das frische Grün der Obst- und Gemüseabteilung. Die Wand in der Mitte trägt die besagte Stickmustergestaltung und wurde von MPREIS als großzügige Freifläche gewährt. Ohne diesen freigespielten Raum würde die Klarheit des Marktes nicht funktionieren. Der ganze Markt entfaltet sich dann überraschend weitläufig. Die Feinkosttheke ist sehr lang, was der italienischen Vorliebe für feine Wurstwaren und Käse Rechnung trägt. Hier haben wir Fliesen verwendet, die ein wenig von der Pariser Metro inspiriert sind und bei aller Schlichtheit eine starke Wirkung haben.

Das klingt nach einem sehr unkonventionellen Bau für eine relativ kleine Südtiroler Gemeinde.
Das stimmt. Mittlerweile hat MPREIS schon einige Filialen jenseits des Brenners, trotzdem ist diese Art von Architektur dort noch relativ neu und ungewohnt. Der Markt hebt sich deutlich vom Wohnbau ab, fügt sich aber dennoch sehr leise und unaufdringlich ein. Es sind oft die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Zum Glück ist MPREIS als Bauherr sehr offen für Vorschläge und man nimmt sich die Zeit, alles sorgfältig zu Ende zu denken und auszudiskutieren. Insgesamt ist so eine Atmosphäre der Ruhe entstanden, in der die Würde der Produkte zur Geltung kommt. Der Raum dient sozusagen als Bühne für die Qualität, die bei MPREIS eine Selbstverständlichkeit ist. Mein Vater, der selbst in den 60er Jahren in Stuttgart Architektur studiert hat, hat den Markt als „Lebensmittelboutique“ bezeichnet. Dieser Ausdruck gefällt mir sehr gut. 

Wie hat sich der Prozess der Zusammenarbeit mit M.A. Mayr gestaltet?
Wir haben in sehr engem Austausch gestanden und viel darüber diskutiert, wie wir diese Gratwanderung erreichen können. Wir wollten eine starke und unkonventionelle Wirkung, trotzdem wollten wir die traditionsbewusste Umgebung nicht mit ungebremster Moderne überrollen. Es ging uns um die Kultur im Alltag, um eine subtile Bereicherung durch eine anregende Ästhetik. Ich sehe es immer wieder wie eine innere Übung, mich selbst formal zurückzunehmen, zu reduzieren, wo es geht, von diesem Drang nach Gestaltung etwas herunterzukommen. Ich bin der Meinung, dass man auch mit einfachen Mitteln und weniger Geld gute Architektur machen kann. Ich glaube das ist in Schenna gut gelungen.